PAUL F. GORMAN
ICH BIN JETZT
– eine Meditation –
Vielleicht sollte Ich bin besser als Ich ist aufgefasst werden.
Ich ist.
Gott ist.
Das Reich Gottes ist. Das Reich Gottes ist vollendet und Ich bin ist das Reich.
Genau das Ich von dir, genau dein Bewusstsein – und somit alles, des- sen du dir bewusst bist – ist Ich, welches das Reich des Ist ist – nicht das Reich, das noch errichtet oder erschaffen werden muss, um zu dem Zeit- punkt eines zukünftigen spirituellen Gewahrseins oder Erreichens voll- endet zu sein. Nein!
Ich bin.
Ich ist.
Ruhe vollkommen, entspanne vollkommen in Ich und wisse, dass Ich, genau dein Ich, das vollendete Reich des Ichals individuelles und ein- zigartiges Du ist.
Ruhe ... entspanne ... empfange bedingungslos. Erfahre, wie dein Gewahrsein bedingungslos mit dem Licht von Ich gefüllt wird, dem Licht, welches das all-einschließende Gute ist; das Licht, welches selbst die sichtbaren, konkret erfahrbaren Formen seiner selbst ist; die tatsäch- lichen, praktischen Formen und Aktivitäten deiner Erfüllung, die hier und jetzt konkret in deiner praktischen Erfahrung gegenwärtig sind.
(Einige Minuten Stille)
Ich bin. Ich ist.
(Einige Minuten Stille) Ich bin. Ich ist.
Ich bin, Ich ist, ist die Natur Gottes; Ich bin, Ich ist, ist das Jetzt-Sein, welches die Präsenz Gottes ist.
Und da Gott alles ist, innen wie außen, existiert die Fülle und die Sicht- barkeit Gottes sichtbar und konkret für die Sinne erfahrbar, einzig jetzt.
Zeit existiert in Gott nicht; Raum existiert in Gott nicht; Ursache exis- tiert in Gott nicht; Wirkung existiert in Gott nicht.
Es gibt in Gott oder in der Gott-Erfahrung nicht wirklich ein „Bild und Gleichnis“, kein Spiegelbild und auch keine Reflexion, obwohl dies der Sinneswahrnehmung so erscheint.
Gott ist.
Ich ist.
Jede Parabel, Analogie oder Metapher über Gott und die Gott-Erfah- rung, die das Miracle Self benutzt, hat ihre Berechtigung, da sie uns ver- stehen hilft, was Gott ist und wie Gott erfahren wird. Nun ist es jedoch Zeit, uns über alles, was wir wissen und worauf wir vertraut haben, zu erheben und die Ich-Erfahrung selbst zu schauen.
Die Ich-Erfahrung ist und kann nur jetzt erfahren werden.
Gott hat kein gestern oder morgen in sich; Gott hat weder eine ver- gangene Stunde, noch eine kommende Stunde in sich. Gott ist; und exis- tiert einzig jetzt.
Ich bin „derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“3
Alles, was ist, ist einzig jetzt vorhanden.
Schaue in deinem Zimmer umher. Es ist vorhanden. Seine Decke, seine Wände, der Boden, die Türen und die Fenster sind vorhanden; seine Möbel, Gemälde und Ornamente, seine Farben und Gerüche sind vor- handen.
3 Hebräer 13,8
Du kannst durch das Fenster schauen und erkennen, dass dein Garten, das Gras, die Bäume, die Blumen, die Farben, die Gerüche, die Töne und die Aktivitäten vorhanden sind.
Wann sind sie vorhanden? Jetzt – nur jetzt, in und als genau der Moment, da du ihrer gewahr bist.
Gewahrsein kann nicht gestern oder morgen sein, es kann nicht vor einer Minute oder in einer Minute sein. Gewahrsein ist jetzt.
Du kannst nicht sagen, dass ein Mensch oder ein Ding gestern oder letz- tes Jahr in deinem Gewahrsein vorhanden waren. Sie sind einzig in und als dieser Augenblick deines Erkennens ihres Daseins vorhanden, im Augenblick des Gewahrseins, welcher der Augenblick des Jetzt ist.
Unser Gedächtnis lässt es so erscheinen, als ob der Mensch oder das Ding „auch“ vor einer Stunde oder gestern oder letztes Jahr existiert haben. Einzig unser Vorstellungsvermögen lässt es so erscheinen, als ob sie in einer Stunde oder morgen oder in einem Jahr existieren sein „wer- den“.
Das, was wir Gedächtnis oder Vorstellungsvermögen genannt haben, ist Glaube, nicht Wirklichkeit. Einzig Gott ist; daher ist einzig Gott Wirk- lichkeit.
Gott hat weder Gedächtnis noch Vorstellungsvermögen, denn weder Gedächtnis, welches eine „Vergangenheit“ meint, noch Vorstellungsver- mögen, welche eine „Zukunft“ meint, sind Aspekte von Ist. Daher sind sie keine Aspekte Gottes. Und wenn sie nicht Gottes sind, sind sie nicht Wirklichkeit.
Die einzige Existenz ist Gott und Gott ist, jetzt.
Im Suchen unserer wahren Identität, im Suchen der Gott-Erfahrung – was bedeutet im Erkennen, im Erwachen zur wahren Identität, zur Gott- Erfahrung – sind wir nur jetzt, in diesem Augenblick, erfolgreich.
Wenn wir versuchen, die Wahrheit einer Person, eines Dinges oder eines Zustandes für diesen Nachmittag oder für das Ende dieses Monats oder dieses Jahres zu suchen, weil wir glauben, dass wir es dann wirklich
benötigen, so können wir nur eine Erfahrung haben – zu scheitern.
Bewusstsein beweist sich selbst. Wenn wir das Bewusstsein eines „zukünftigen Guten“ leben, so werden wir ewig genau diese Zukunft von unserem konkret erfahrbaren Guten entfernt sein.
Wenn wir glauben, dass unsere Heilung, unsere Versorgung, unsere Liebe, unser Erfolg oder unsere Freiheit sich zeigen können oder sogar werden, es jedoch noch nicht geschehen ist, werden wir für immer diese geglaubte Zeit von der konkreten, sichtbaren Erfahrung entfernt bleiben.
Gott ist jetzt; daher kann das Sichtbarwerden von Gott, dem Guten nur jetzt erfahren werden – niemals, niemals in irgendeiner Zukunft, nicht einmal in einer Minute.
Die Natur Gottes ist Erfüllung und diese Erfüllung existiert nur jetzt und wird als solche nur jetzt wahrgenommen.
Gott ist Erfüllung. Der einzige Weg, wie die Erfüllung Gottes konkret erfahren werden kann, ist es, Gott – in und als und durch das Nichts an persönlichem Selbst – alle individuelle Erfahrung sein zu lassen.
Gewahre, wie Gott selbst seine eigene Erfüllung als individuelles Sein ist. Das ist das Geheimnis. Es gibt keinen anderen Weg, denn es gibt keinen anderen Gott. Wenn wir unser Gewahrsein auf das, was Gott ist, ausrichten, auf das, was Gewahrsein selbst ist, entdecken wir rasch, dass wir alles sind und haben, was Gott ist und hat. „Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist dein.“4 Wir haben Leben selbst, haben Liebe selbst, haben Wohlstand selbst, haben Harmonie selbst, haben Frieden selbst.
Zu haben ist die Erfahrung des Jetzt. Wir können nicht gestern oder ver- gangenes Jahr haben. Das würde gehabthaben bedeuten. Zu haben bedeutet jetzt zu haben. Ebenso können wir nicht morgen oder nächstes Jahr haben, wir können nur jetzt haben.
In Gott-Bewusstsein wird ein höheres Verstehen offenbart. Gott ist zeit- los, raumlos, ohne Ursache und ohne Wirkung. Es gibt keine andere
4 Lukas 15,31
Erfahrung als die Erfahrung von Jetzt. Alles, was Gott ist und hat, exis- tiert einzig jetzt und ist nur jetzt erfahrbar.
Wenn wir versuchen, einen Gott des vergangenen Jahres zu verstehen oder wiederaufleben zu lassen, scheitern wir, da Gott nur jetzt ist und nur jetzt erfahrbar ist.
Wenn wir versuchen, Gott (das Gute) in einer Stunde oder am Ende des Monats, oder im Laufe des Jahres, aufzuzeigen, scheitern wir, weil Gott ist und nur jetzt erfahrbar ist.
~
Gott ist die unendliche und allgegenwärtige Form und Aktivität seiner selbst. Gott ist diese eine Erfüllung, diese eine Präsenz, diese eine Form und diese eine Aktivität, die unser Universum ausmacht.
Gott ist das vollendete Reich des Guten, der absoluten Vollständigkeit seiner selbst, der Allgegenwart seiner selbst, der Unendlichkeit seiner selbst, der Ewigkeit seiner selbst, der völligen Erfüllung seiner selbst, egal wie etwas der gegenständlichen Wahrnehmung erscheint.
Gott mag unserer Wahrnehmung als Mensch, als Stimme, als Rose, als Dorf, als Feld, als Himmel, als Wind, als Zustand oder Betrag, als unser Zuhause oder als unser Geschäft erscheinen. Egal wie wir Gott wahr- nehmen, egal wie wir die Menschen, die Dinge und die Umstände, die unsere Erfahrung ausmachen, beschreiben oder definieren – die einzige Wahrheit ist, dass Gott all dies ist; und dass Gott die Allgegenwart sei- ner selbst ist, die Erfüllung all dessen, was Gott ist und hat, als alle, ohne Ausnahme oder Bedingung.
Gott ist die Gesamtheit seiner selbst.
Gott ist die Erfüllung seiner selbst.
Daher ist der Mensch ewiglich der in Gott vollkommene Mensch (und wird daher in den Schriften als das „Kind Gottes“ oder „der Sohn Got- tes“ beschrieben).
Der Körper ist ewiglich der in Gott vollkommene Körper. Die fünf Sinne sind ewiglich die vollkommenen fünf Sinne in Gott.
Die Stadt ist ewiglich die vollkommene Stadt in Gott.
Das Ding, der Zustand, der Betrag, der Platz und die Aktivität sind ewiglich ihre völlig sichtbare und fühlbare Vollkommenheit in und als Gott.
Dies ist die Natur Gottes.
Wann existiert diese Vollkommenheit? Wann erfahren wir die Vollkom- menheit? Jetzt! Einzig in und als der Augenblick des Jetzt wird Gott erfahren.
Gott ist jetzt, daher ist alles, was existiert Gottes, des Jetzt.
(Einige Minuten der Stille)
Ich bin jetzt.
Ich habe jetzt.
~
Einzig in und als dieser Augenblick des Jetzt ist es in praktischer Erfah- rung wahr und sichtbar, dass Ich bin und dass Ich habe.
(Einige Minuten Stille)
~
Ich bin Leben, in diesem Augenblick – nicht in einem nächsten Augen- blick. Werde ich im Laufe der Stunden, der Tage oder der Wochen mehr und mehr des offenbarten Lebens haben? Nein!
Wenn wir an eine zukünftige Erfüllung glauben, ist es garantiert, dass wir sie niemals haben werden.
In diesem Augenblick bin ich und habe ich Gesundheit – nur in diesem Augenblick.
In diesem Augenblick bin ich und habe ich Liebe – nur in diesem Augen- blick.
In diesem Augenblick bin ich und habe ich Wohlstand und Erfolg – nur in diesem Augenblick.
In diesem Augenblick bin ich und habe ich Harmonie, Frieden, Freude. In diesem Augenblick bin ich frei.
In diesem Augenblick ist mein gesamtes Universum frei; mein gesamtes Universum ist erfüllt, mein gesamtes Universum ist aus Gott.
Gibt es irgendetwas im Geist, im Körper oder im Universum, gibt es etwas hinsichtlich eines Dinges, eines Zustandes, eines Betrages, hin- sichtlich einer Aktivität oder eines Platzes, was diesen Augenblick der offenbarten Erfüllung Gottes behindern kann? Nein, denn außer Gott gibt es nichts.
Gott ist die völlig offenbare Erfüllung „in dir und außerhalb von dir“. Es gibt nichts von dir Getrenntes oder sich außerhalb von dir Befindliches, das aufhalten oder zerstören könnte. Es gibt keine Macht des Schlech- ten, die auf dich einwirkt, weder im Inneren, noch im Äußeren. Einzig Gott, einzig Gutes, ist.
Wir selbst jedoch halten die Erfahrung der Erfüllung auf, indem wir glauben, dass Erfüllung „kommen“ wird, dass wir schrittweise zu Gott, zur Erfüllung „erwachen“; oder indem wir die Natur Gottes, die Natur der Unendlichkeit und Allgegenwart des Guten, nicht verstehen; oder indem wir glauben, dass wir getrennt oder verschieden von Gott seien, dass wir Schüler oder menschliche Wesen seien, dass wir keine Götter oder noch keine Götter (spirituelle Wesen, die im spirituellen Universum leben) seien.
Das einzige Sein in der Existenz, das einzige Sein in der Ewigkeit, ist Gott-Sein – Existenz, welche das ist, was sie selbst ist, Ewigkeit, welche das ist, was sie selbst ist – weil es keine andere Art des Seins gibt.
Wie könnte es eine andere, verschiedene Art des Seins geben, wenn das einzige Sein, das einzige Leben, die einzige Existenz, die einzige Form, der einzige Geist und der einzige Körper Gott ist?
Erkenne: Ich bin und Ich habe alles, was Leben selbst ist und hat, in diesem Moment – und nur in diesem Moment.
(Einige Minuten der Stille)
~
Wenn in diesem Augenblick Gott dein Geist ist, was ist dann der Zustand deines Geistes? Was ist der Zustand deines Gewahrseins?
Wenn Gott beides ist – deine Wahrnehmung und das, was in diesem Augenblick wahrgenommen wird – was siehst, hörst, schmeckst, berührst und riechst du dann?
Wenn Gott in diesem Augenblick der eine Körper ist, was ist dann der Zustand deines Körpers? In welcher Verfassung befindet sich dein Kör- per?
Wenn Gott in diesem Augenblick deine Welt ist, was ist dann der Zustand deiner Welt?
Wenn Gott in diesem Augenblick dieser Gegenstand, dieser Zustand, jener Ort oder jene Aktivität ist, was ist dann deren erfahrener Zustand?
(Einige Minuten der Stille)
~
Ich bin, Ich habe – in diesem Augenblick. Ich bin das unendliche, allge- genwärtige Alles-von-Allem. Wenn irgendetwas existiert, so ist es Ich bin und Ich habe – jetzt.
Hört es tiefgründig, meine Freunde: Wenn irgendetwas existiert, so ist es Ich bin, Ich habe – jetzt. Es ist Ich; es ist Gott, mit all seiner Fülle.
5 „Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt.“ „Die Erde ist erfüllt
von der Güte des Herrn.“6
Ja, wenn irgendetwas existiert, egal ob wir es in Glaube als gut oder schlecht erachten, so ist es tatsächlich, einzig und völlig gegenwärtig Gott. Es ist Ich bin, Ich habe, in diesem Augenblick genau die Existenz
5 Psalm 24,1
6 Psalm 33,5
23
seiend, der du dir gewahr bist, als Mensch, Ding, Zustand, Aktivität oder Ort.
Ich bin jetzt Erfüllung, Ich habe jetzt Erfüllung – denn Ich ist Gott und Gott ist auf ewig sichtbar und konkret erfahrbar als er selbst, für sich selbst; und ist daher sichtbar und konkret alles, was er als individuelles Sein ist und hat, in diesem und jedem Augenblick des Jetzt.
Schaue in deine Welt und höre, wie sie die Freude des Ich bin und Ich habe, die Fülle Gottes als genau das Ich, das Ich – jetzt – bin, singt.
(Einige Minuten der Stille)
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Ich kann in deiner Erfahrung dieses Momentes ein Gedanke, ein Mensch, eine Familie, ein Freund, ein Schüler, eine Blume, eine Farbe, ein Geruch, ein Dollar, ein Geschäft oder eine Aktivität sein.
Höre Mich die Freude singen, die Freude des Ich bin und Ich habe. Ich bin und ich habe alles, was Gott als deine Wahrnehmung und als die Objekte der Wahrnehmung jetzt ist und hat.
Warum bin Ich in genau diesem Augenblick die Herrlichkeit, die Ich bin als und in deiner gesamten Erfahrung? Weil Ich du bin, und Ich Erfüllung bin. Ich bin deine Erfüllung des Seins in diesem und jedem Augen- blick.
Höre alle Menschen der Erde die Freude und die Herrlichkeit Gottes singen: Ich bin und Ich habe alles, was Gott ist und hat als das individuelle „Ich“, das du erfährst – für deine Erfüllung, in diesem und jedem Augenblick des Jetzt.
Übersetzung: Helvi und Johannes Bruch