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Joel S. Goldsmith

Der einzig wahre Frieden: Das Reich Gottes in euch 1

Wir gehen durch eine faszinierende Phase der Weltgeschichte. Ich wäre nicht erstaunt, wenn es keine interessantere Zeit zu erleben gäbe, als genau diese. Es ist eine der großen Umbruchphasen der Welt. Vielleicht ist es der endgültige Übergang, bei dem der materielle Sinn vollständig überwunden und der Welt das Christusbewusstsein als universelle Gabe gegeben wird. Für mich sieht es gerade danach aus, denn ich schaue auf viele Übel der Welt – nein, ich will sagen: auf die Ereignisse, die die Welt als Übel bezeichnet – und sehe sie nicht als Übel, sondern als das Aufbrechen dieser Missstände. Ich sehe das Ende von vielen Übeln im menschlichen Bewusstsein, die schon jahrhundertelang existierten.

Wendet euren Blick nun aber dorthin, wo ihr schon diese sanfte Gegenwart gespürt habt, und lächelt sie an. Wisst still und heimlich, dass diese Gegenwart präsent ist und ihre Aufgabe in den Angelegenheiten des Vaters erfüllt. Dieses kleine Kind wurde euch geschenkt, damit es die Werke des Vaters tut, nämlich „die verlorenen Jahre der Heuschreckenplage auszugleichen“ und euch auf diesem letzten Teil der Reise zurück zum Haus des Vaters oder zum bewussten Einssein mit Gott zu begleiten. Es ist die Aufgabe dieses Kindes, euch zu zeigen, dass ihr mitten im Garten Eden lebt, wo es nur eineVersuchung gibt. Im Paradies gibt es nur eine Sünde: der Glaube an die Macht von Gut und Böse.

Ihr müsst, wenn ihr euch in eurem Tempel niederlasst, immer diesen Baum der Erkenntnis anschauen können und der Versuchung widerstehen, an ihn zu glauben. Ihr müsst fähig sein, zu sagen:

So schön du auch aussiehst oder so schrecklich, ich weiß jetzt, dass in dir keine Wahrheit liegt. Es gibt keine Macht zum Guten und keine Macht zum Bösen. Gott in meiner Mitte ist die einzige Macht und die einzige Gegenwart.

Wir gelangen immer an den Punkt, wo wir ungeachtet des Gelernten und Gelesenen nach unserer Überzeugung leben müssen. Wir müssen das Leben leben, das sich uns jetzt erschließt. In einer Lebensphase halten wir uns vielleicht lediglich für Schüler oder Anfänger und in so einer Phase lernen wir tatsächlich dazu. Wir nehmen neue Prinzipien auf und lassen den alten Aberglauben, alte religiöse Annahmen und Lehren los. Wir lernen, von nichts abhängig zu sein, was im Äußeren existiert. Wir nutzen alles zum Guten, was zur Hand ist, hängen aber nicht davon ab. Wir lernen, dass es nur eine Macht gibt und dass uns nur ein universeller Glaube an zwei Mächte Schranken setzt. Wir lernen das Wesen Gottes und das Wesen des Gebets kennen.

Wir lernen lange und wir verlernen auch; wir lernen, loszulassen. Dann aber kommt die Zeit, wo wir uns fragen müssen: „Was soll ich nun mit diesem ganzen Gelernten tun? Wie komme ich über das Lernen hinaus?“ So fängt die wahre Erfahrung an, nämlich in der Umsetzung des Gelernten.

Ihr habt etwas Höheres als menschliches Erkennen und menschliche Weisheit entwickelt, nämlich ein spirituelles Bewusstsein, ein göttliches Bewusstsein, das wir das „Vater-Bewusstsein“ nennen wollen. Die Geschichte vom verlorenen Sohn, der zu seines Vaters Haus zurückkehrt, handelt von dieser Erfahrung. Niemand sollte denken, dass da ein Sohn zu seiner elterlichen Wohnung zurückgekehrt ist. Es bedeutet etwas ganz anderes, nämlich die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand, der das göttliche Bewusstsein ist. Der Sohn fiel dort heraus, geriet ins menschliche Bewusstsein und endete, wo das menschliche Bewusstsein immer endet, denn es ist vom Äußeren abhängig. Der Sohn kehrte aber zurück zum Haus des Vaters, zum Vater-Bewusstsein, das sein ursprüngliches Erbe darstellt.

Wenn euch das aufgeht, werdet ihr alle Bibelstellen verstehen, in denen es um den Vater oder sein Haus geht. Bei jedem Verweis auf ein Haus, das keine Unterkunft meint, wisst ihr jetzt, dass Bewusstsein gemeint ist. Mit anderen Worten: Das Vater-Bewusstsein in euch hat es euch offenbart, nicht das Mensch-Bewusstsein; nicht das menschliche, sondern euer Vater-Bewusstsein. […]

Vom Menschen der Erde in den Christusmenschen verwandelt zu werden, ist keine Frage der anderen, kommenden Welt. Dies ist Gottes Universum. Hier und Jetzt besteht der Garten Eden. Es könnte keinen besseren Ort als genau diese Welt geben, sofern wir unser Urteilen – Lob oder Missbilligung – über Gut und Schlecht aufgeben. Dies ist die Welt, die jeder Visionär erreichen wollte. Niemand kann aber diesen paradiesischen Zustand erreichen, solange er von der Erkenntnis von Gut und Böse hypnotisiert ist. Die Befreiung kann nur daraus erwachsen, dass wir nicht mehr urteilen. Neben negativen Urteilen müssen wir auch alle Verehrung und alles Lob aufgeben. Wenn wir nicht mehr unter dem hypnotischen Einfluss der Gegensatzpaare sind, hat die Welt keine Macht mehr, uns zu versklaven. Diese Welt wird in dem Maß überwunden, wie wir den Glauben an Gut und Schlecht aufgeben. Eigentlich findet in der Welt selbst kein Wandel statt. Sie scheint dieselbe zu sein. Wir sehen sie nur nicht mehr auf die alte Weise. Für uns erscheint sie in einem anderen Licht. Wir haben nun eine andere Perspektive, einen anderen Standpunkt.

Wenn wir uns über den Gedankenbereich zu diesem erhöhten Ort erheben können, wo wir uns keine Meinung bilden, ob etwas gut oder schlecht ist, sondern bereit sind, ein vollkommener Durchlass zu sein für die Anweisungen Gottes, dann flüstert uns Gott ins Ohr und zeigt uns die spirituelle Wirklichkeit, die genau da existiert, wo der „Mensch des Fleisches, der Gott nicht gefallen kann“ zu sein scheint. In diesem Moment, wenn Gott spricht, wird der Mensch des Fleisches in den Sohn Gottes verwandelt und gelangt sofort zurück in den Garten Eden, wo er jetzt der Sohn Gottes ist, der unter der Herrschaft Gottes lebt.

Beitrag für den Frieden der Welt

Wie in den Tagen von Christus Jesus steht die Welt heute wieder vor der Wahl: Auf der einen Seite befindet sich die ganze zeitliche Macht und materielle Kraft von Cäsar, auf der anderen Seite ruft die stille sanfte Stimme: „Wendet euch zu mir und werdet gerettet.“ Auf der einen Seite das „Schwert“, auf der anderen die „Rüstung des Geistes“. „Erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt“, hallt es durch alle Länder. Wollt ihr materieller Macht oder spiritueller Gegenwart vertrauen? Wollen wir Goliath mit einem Rammbock oder mit einem Kieselstein gegenübertreten? Die Wahl steht an: „Entscheidet euch!“ Auf der einen Seite die Massenhysterie der Furcht, auf der anderen Seite innere Stille und Frieden in der Zusicherung, dass „ich euch nicht verlassen werde. Ich bin mit euch alle Tage und bis ans Ende der Welt.“ Goliath ruft zum Kampf. Gibt es einen David?

Solange sich jemand für die Überwindung von materiellen oder mentalen Problemen an Gott wendet, wird er scheitern. Solange jemand darauf hofft, dass Gott die Sünden des Fleisches oder die Krankheiten des Körpers auslöscht, wird er scheitern. Solange jemand hofft, dass Gott Frieden auf Erden und allen Menschen Wohlgefallen bringt, wird er scheitern. Ich möchte gar nicht daran denken, wie viele Jahrhunderte die Menschen schon zur Kirche gehen und Gott um Frieden bitten. Ich weiß nur, dass wir zu meinen Lebzeiten den Ersten, den Zweiten und den Beginn des Dritten Weltkriegs hatten, obwohl Einzelpersonen und ganze Nationen zahllose Stunden im Gebet an Gott verbrachten, er möge der Erde Frieden schenken. Offensichtlich hat er sich dabei nicht sonderlich beeilt.

Gott beeilt sich nicht, denn Gott hat keine Macht, Frieden auf Erden zu bringen. Das kann nur durch einzelne Menschen auf Erden getan werden. Gott kann nicht diesen Raum betreten, um Frieden unter uns zu stiften. Wir tun es selbst. Wir müssen hier nicht im Streit miteinander liegen, wir müssen uns nicht verklagen. Wir müssen keine Auseinandersetzung, keine Meinungsverschiedenheiten haben. Natürlich können wir unterschiedliche Ansichten haben, ob wir nun Rosen oder Orchideen schöner finden. Der eine mag Obsttorte, der andere Käsekuchen. Das meine ich nicht. Ich spreche von der Tatsache, dass unsere Haltungen in dieser menschlichen Welt oft heftig aufeinanderprallen und wir zerstritten sind in den Themen Wirtschaft, Politik, Religion, Herkunft und Glaube. Gelegentlich sind wir sogar bereit, im Namen Christi zu morden. Wir sagen tatsächlich: „Wenn du dich meiner Religion nicht anschließt, bewaffnen wir uns, ziehen gegen dich zu Felde und töten dich auf die eine oder andere Art.“

Da nützt es nichts, zu Gott zu beten. Man hat zu Gott oder zu dem, was die Welt „Gott“ nennt, schon so lange gebetet, ohne erhört zu werden und tut es heute intensiver, weil es mehr Menschen denn je auf der Erde gibt, mehr Völker, mehr Nationen, mehr Religionen, mehr Konfessionen. Wir können Krieg und Streit aber überwinden, und zu diesem Zweck sind wir hier versammelt. Wir heben die spirituellen Gesetze ans Licht, die den Weltfrieden für uns ermöglichen – zunächst für uns einzeln, dann für die ganze Welt.

Wir wissen: Die Verantwortung ist denen übertragen, die geistiges Licht empfangen haben, zum Durchlass zu werden, durch den das Licht die Welt erreicht. Wenn ihr auf etwas sogenanntes Schlechtes aufmerksam werdet, was passiert oder noch passieren soll, sei es im Bereich Gesundheit, Wetter oder menschliche Beziehung, dann denkt bitte daran, dass es ein Ruf an euch ist, als erleuchtete Seelen sofort „eure Netze zu verlassen“ und sich in die Meditation zu versenken, bis diese besondere Situation gelöst ist.

Jedes Mal, wenn ihr euch bewusst daran erinnert, dass das einzige Leben hier auf Erden Gott ist, helft ihr mit, Furcht zu lindern. Ihr helft, den Frieden zu schaffen, der „das Verstehen übersteigt“. Glaubt keinesfalls, dass es Landes- oder Weltfrieden gibt, bevor der Frieden nicht in eurem Innersten hergestellt ist. Der Grund für Frieden unter uns liegt also darin, dass wir Frieden im Innern und in unserer Gemeinschaft gefunden haben. Wir haben diesen Frieden im Innern gefunden und können deshalb im Äußeren nicht streiten. Vergesst nicht: Erst wenn Frieden in den Gedanken und Herzen der Menschheit geschaffen wurde, wird er auch national und international errichtet.

Euer Bewusstsein wirkt als Sauerteig

Ein Mensch, der vom Christusbewusstsein durchdrungen ist, zieht nicht kämpfend durch die Welt, sondern lässt sein Licht scheinen, damit jeder, der dieses Licht wahrnimmt, zu ihm kommen und bitten kann: „Gib mir davon.“ Die Bibel ist eine Offenbarung des Christus, eine Offenbarung des unendlichen Wesens Gottes, das individuell sichtbar gemacht wird und dazu aber die Aktivität der Wahrheit im individuellen Bewusstsein erfordert. Es ist die Erkenntnis, dass Gott nicht im Himmel thront und der Mensch nicht auf der Erde sitzen und warten muss, bis Gott Frieden bringt. Frieden auf Erden kommt als Wirken von Wahrheit und Liebe im Bewusstsein, aber es muss im Bewusstsein eines Einzelnen beginnen, sich von ihm auf eine Gruppe ausbreiten, von der Gruppe auf eine Stadt und so um die ganze Welt.

Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war. (Matthäus 13,33)

Wenn die Gnade Gottes in eurem und in meinem Bewusstsein empfangen wird, ist sie nicht ein statisches, begrenztes „Etwas“, das sich in unseren Rahmen einfügt. Sie ist ein Licht, das uns durchdringt und durch uns und von uns ausströmt. Da es keine Hindernisse für das Wirken des Geistes gibt, fließt das Licht, das ihr durch eure Verbindung mit eurer Quelle erhalten habt, durch die Wände und Fenster eures Heims hinaus in die Welt und wird zum Sauerteig, wo immer ein Einzelner sein Denken zu Gott erhebt, ganz gleich, welche Vorstellung er von Gott hat.

Geht nicht vorüber – euch ist es aufgetragen

[…] Denkt daran, dass Gott nicht ohne ein Bewusstsein handelt, durch das er wirken kann. Macht euch klar, dass Gott Heilige, Erlöser und Seher braucht. Sagen wir es lieber so: Gott braucht einfache Tischler, Gott braucht Fürsten, Gott braucht Hausfrauen, aus denen er Heilige, Erlöser und Seher macht, und die er das Licht in die Welt tragen lassen kann. Nur das göttliche Licht hat sie vor der Welt zu etwas Bedeutenderem gemacht. Aus sich selbst waren sie nichts. Aus uns selbst sind wir nichts. In unserem bewussten Einssein mit Gott bin ich aber alles, was Gott ist. „Alles, was der Vater hat, ist mein.“ „Der Ort, auf dem ich stehe, wird zu heiligem Boden“, denn „ich und der Vater“ sind hier.

Wir müssen nichts tun oder denken, um das Reich Gottes in die Welt hinauszulassen. Wir müssen nur wissen, dass es istund still sein. Es wird seine Arbeit tun. Vielleicht wird diese Macht Gottes auf die Erde gebracht, indem „zehn Gerechte“ hier, und zehn weitere dort, treu die Prinzipien des geistigen Lebens üben. Niemand kann sich das persönlich anrechnen. Gottes Macht war immer verfügbar. Das ist sein Ruhm! Niemand kann sich rühmen, diese Macht zu gebrauchen. Im Gegenteil: Je mehr geistige Macht aus einer Person strömt, desto weniger ist sie eine Person, und desto mehr ist sie das Kind Gottes. Innerlich wissen wir aber: Wenn wir Gott in die Welt hinauslassen, werden geistige Freiheit und Erfüllung für die folgen, die empfänglich sind.

Diesen Akt der Wahrheit, an den wir uns in unserem Bewusstsein halten und mit dem wir in unserem Bewusstsein arbeiten, schafft nicht nur Wunder für uns, sondern für unseren Nächsten, unsere Familie, unsere Gemeinde und schließlich für die Welt insgesamt. Es muss aber auf der individuellen Ebene anfangen. Sprecht mit niemandem darüber. Beweist zuerst, dass es wirkt. Lasst die Früchte in eurer eigenen Erfahrung erscheinen, bis jemand aus unserer Umgebung kommt und sagt: „Das möchte ich auch. Woher hast du das? Wo kann man das herkriegen?“

Ein Heilungsbewusstsein befreit andere von Furcht

Wer erkennt, dass die Irrtümer in unserem Leben auf unser Unwissen, unseren Aberglauben und unsere Furcht zurückgehen, der kann leicht ein vergebungsvolles Bewusstsein entwickeln. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies das tiefste und reinste Heilungsbewusstsein ist, das sich entwickeln kann.

Eine Sache ist es, durch die Kenntnis spezifischer Wahrheiten zu heilen. Damit kann schon einiges geleistet werden. Ich kann euch aber sagen, dass nichts so wirkungsvoll beim Heilwirken ist wie ein entwickeltes Verständnis von universeller Furcht, Aberglaube und Unwissen. Dadurch können wir nämlich sagen: „Auch ich verdamme dich nicht“, auch wenn wir das nie offen oder laut sagen. Wir sollten in einer Atmosphäre leben, in der wir jeden von seinen versteckten Ängsten, Sünden, Unterlassungen und Taten loslösen.

Wer könnte je Furcht äußern oder predigen, der sich innerlich eines innewohnenden Gottes bewusst ist, eines Gottes, der „näher ist als der Atem, näher als Hände und Füße“? Wer könnte je fürchten, was einem „der sterbliche Mensch“ oder sterbliche Macht antun können, wenn er erst einmal die Erkenntnis eines wirklichen, lebendigen Gottes hat?

Das Heilungswirken, der Christusauftrag für die Völker der Welt, wird Teil unserer Verantwortlichkeit, und wenn es „zehn Gerechte“ in der Stadt gibt, wird die Stadt gerettet werden. Wie viel mehr gilt das, wenn wir Zehntausend von uns in der Welt wissen, die täglich fünf oder zehn Minuten selbstlos der Erkenntnis des Christuswirkens in der Welt widmen und wissen, dass die Herrschaft nicht auf den Schultern von Regierungschefs, Präsidenten und Diktatoren liegt, sondern auf den Schultern Christi, wobei es Christus ist, der sein Amt durch diese menschlichen Führungspersönlichkeiten ausführt. Wieso sollten wir nicht zehn Minuten täglich erübrigen, um die Christusherrschaft auf Erden anzuerkennen? Ihr werdet merken, dass es nicht nur der Welt Nutzen bringt, euch wird auch klar, dass wir die geistige Gruppe sind, die im Hintergrund die Dinge auf der menschlichen Ebene verändert, und dass wir gleichzeitig auch uns selbst nutzen.

Um ein Bewusstsein des Unendlichen Weges, ein Christusbewusstsein, unter den Schülern des Unendlichen Weges aufrecht zu erhalten, habe ich um Zustimmung gebeten, dass fünf oder zehn Minuten eures Tages oder eurer Nacht der Welt gehören sollen. Wir erkennen in dieser Zeit den Christus in selbstloser, unpersönlicher und unparteiischer Weise. Wir tun dies nicht nur für Freunde und Verbündete, sondern auch für die Feinde. Ich rate sowieso dazu, mehr für die Feinde als für sich selbst zu beten, denn das stimmt eher mit Jesu Vorstellung vom Beten überein. Er hat uns so klar gesagt, dass es uns nichts nützt, für unsere Freunde und Verwandten zu beten. Wir müssen für unsere Feinde beten, für die, die uns beleidigen und verfolgen. Dort müssen wir unser Gebet beginnen.

Wir gehören zu den wenigen, die wissen, was die Welt retten wird. Wir gehören zu den wenigen Gruppen in der ganzen Welt, die wissen, welches Prinzip dazu bestimmt ist, die Welt zu retten. Es ist vor allem das Anerkennen, dass „keiner auf Erden euer Vater ist“. Es gibt einen universellen Vater in uns. Mit ihm vereint, sind wir mit jedem geistigen Kind Gottes auf der ganzen Welt vereint. Unsere Liebe zu Gott bestimmt also auch unsere Liebe für die Menschen der ganzen Welt. Wir hassen nicht mehr, wir fürchten nicht mehr. Wir haben gelernt, wenn sich zwei Mächte bekämpfen, wird eine davon gewinnen, aber ein solcher Sieg wird nur vorübergehend sein. Wir jedoch kennen das rettende Prinzip. Es liegt im Rückzug vom Machtgebrauch. Wir ziehen uns in uns selbst zurück und betrachten unser Einssein mit Gott und miteinander. Es liegt in unserer Fähigkeit zu vergeben, zu lieben, zu dienen, den Wunsch nach Rache aufzugeben und Strafe vom Sünder abzuwenden. Wir müssen keine Sorge haben, dass dies den Sünder [für weitere Untaten] frei macht, denn Sünde bestraft sich selbst. Wir aber müssen nicht strafen, wir müssen keine Rache üben. Unsere Aufgabe ist die Liebe, die durch die Erkenntnis kommt, dass unser Einssein mit Gott unsere einzige Integrität darstellt.

Reine Absicht und Integrität sind das Rückgrat aller Beziehungen. In dieser Zeit sind Aufrichtigkeit und ethisches Verhalten auf allen Ebenen des menschlichen Lebens besonders bitter nötig. Integrität und Aufrichtigkeit sind spirituelle Eigenschaften, sie stammen von Gott, genauso wie Liebe und Dankbarkeit. Wenn wir unser Einssein mit Gott aufrecht erhalten, indem wir uns den ganzen Tag über ständig nach innen wenden, ist die Rechtschaffenheit unserer Taten sichergestellt. Mit dieser reinen Absicht werden auch unsere täglichen Beziehungen stärker und harmonischer. Wir erleben die Schönheit und die Freude des Einsseins mit Gott. Verständnis und Frieden in der Familie und der Gemeinde beginnen beim Einzelnen, und das gilt genauso für Aufrichtigkeit unter Nationen, in Regierungen und im Geschäftsleben. Zu wie viel Integrität sind wir also fähig?

 

1Joel S. Goldsmith: The Government of Eden (Akropolis Books 2020), Kapitel 4 und 8 (Auszüge)

Dieser Text ist im Heft EinsSein 06/2020 veröffentlicht.